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"Glaube - Liebe - Hoffnung" (Matthias Bornitz) |
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Diesmal nur ein kurzer Gedankengang, höchstens eine Seite wert, ohne das Thema unnötig auszuwalzen.
Und wieder einmal spielen Russen, genauer Russinnen, eine wesentliche Rolle. Auf die Idee gebracht
hat mich das Plakat eines Kinofilms mit gleichem Titel. Ich assoziiere mit diesen drei Worten die
wohl häufigsten russischen Frauennamen. Der Teil der russischen Gesellschaft, der diese
aufrechterhält, bekommt die Bezeichnungen der drei tragenden Säulen der russischen Gesellschaft
(oder vielmehr des durch Autosuggestion aufrechterhaltenen Klischees) zugewiesen: Wera - Glaube,
Ljuba (Ljubowj) - Liebe, Nadja (Nadjeschda) - Hoffnung. Das mit der Hoffnung ist so eine Sache.
Sucht man im Russischen nach einer adäquaten Übersetzung des Wortes „sicher“ (im technischen Sinne),
landet man höchstens bei „nadjoschnyj“ im Sinne von „zuverlässig“. Sicherheit als Absolutum
existiert (für Technik) im Russischen nicht. Understatement aus philosophischer Erkenntnis
heraus oder bittere Erfahrung, (genetisch) über den Wortschatz vererbt?
Etymologisch gesehen, entstammt die russische Zuverlässigkeit dem Wort Hoffnung: Nadjeschda. So
ist das nicht garantiefähige „zuverlässig“ eigentlich nur ein „hoffentlich“?! In logischer
Konsequenz bedeutet der Satz „Naschi jadernye elektrostanzii nadjoschnye.“ nicht etwa „Unsere
Kernkraftwerke sind sicher.“, sondern - aus russischer Seele heraus frei übersetzt: „Hoffentlich
passiert nichts.“ oder „Hoffentlich sind es Kernkraftwerke.“
Sprachsplitter als Indizien der Technologie!?
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aus "Paralleluniversale Geschichten" (J. Lipowski, M. Bornitz) |
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