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"Knoppers" (Jan Lipowski) |
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„Morgens halb zehn in Deutschland...“, Arbeitslosenquote und Mehrwertsteuer liegen irgendwo bei 15%
und ich liege irgendwo im Bett - na gut - in meinem Bett. Das Beste, was ich jetzt tun kann,
zumindest fast das Beste, denn ich liege hier allein.
Ein Radiowecker plärrt mit dem Wetterbericht los: „...Temperatur 13°C, Wind Nordwest, sieben; die
gefühlte Temperatur beträgt fünf Grad. Es ist 9 Uhr fünfunddreißig...“ Meine gefühlte Uhrzeit liegt
bei viertel nach fünf! Klack, Radio aus.
10 Uhr - uhmm..., halb elf - die Armbanduhr piept, 5 Minuten später mein Wecker... okay, die Nacht
ist lange vorbei, der Tisch voll Geschirr, die Flaschen leer. Meine Bilder werden klarer, und es
ist kurz vor ELF. Streß! Jetzt schnell duschen. Früher habe ich das locker geschafft. Und heute?
Kein Kommentar, neuntes Semester. Der Tag beginnt also wie immer - naja etwas früher als sonst
schon. „Haha.“ Es klopft.
Wer klopft? Ach so Timm, er klopft bestimmt. Warum klopft sie nicht, ja gestern abend mußte ich
mir auch... - die braucht eigentlich nie wieder zu kommen. Was sind das nur für Gedanken in meinem
Oberschlundganglion? Wieder klopft es. Ich schließe auf. Guten Morgen! Wie bitte? Essen? Ja, ich
komme gern mit. Ja, ich habe Hunger. Ja, ich sehe schlecht aus. WAS??
Na, zumindest für meine Verhältnisse hoffe ich doch - bzw. für die Umstände der letzten Nacht.
Halb vier oder viertel nach war es sicherlich oder so oder anders. Jedenfalls ist dein zweideutiges
Grinsen eindeutig fehl am Platz. Apropos Platz - komm rein, setz dich. Stell jetzt bitte keine
weiteren Fragen, aber es stimmt, interessant konnte man es schon nennen. Ich höre mich zwar gern
mal reden, aber so lange hält das normalerweise nicht an. Sie ist anders als die anderen, besser -
sie war anders als die anderen. Das habe ich ihr gesagt, das sage ich oft, und es kommt auch oft
an. Aber einfach so kommt man natürlich nicht an...
Themawechsel, Timm! Hilf mir lieber mal, anstatt irgendwelche »Tips« erhaschen zu wollen oder etwa
dich über mich (?) lustig zu machen. Hier liegt ein halbfertiger Brief von mir. Ja, ich bekomme
gern Post und die zwangsläufige Konsequenz ist: selbst auch mal schreiben. Ich habe ihr also u.a.
geschrieben: „Es wäre falsch nicht abzustreiten, daß es überhaupt nicht gelogen wäre zu sagen -
ich mag Dich nicht ein bißchen...“ Tja, was heißt das eigentlich? Yeah! Das ging schnell, die
n-fache Verneinung hat Timm schon entschlüsselt und nicht geraten. Sie wird wohl raten (müssen)
und trotzdem richtig liegen. Doch das ist egal, denn sie ist verdammt süß. Er nicht, ist aber
dafür irgendwo ein Genie. Rein statistisch gibt es vier Leute mit einem IQ von über 160 an der
kleinen Uni.
Wer sind die anderen beiden?
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aus "Paralleluniversale Geschichten" (J. Lipowski, M. Bornitz) |
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