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  "Letzter Sonntag im November"
(Jan Lipowski)   (2/3)
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Thom grinst mich etwas entgeistert an: "Das kann ja wohl nicht wahr sein, Penner!" Er kommt herein, und ich komme allmählich zu mir. Kontext? Kaffee! Jaja, natürlich, kein Problem, nur einen Moment, na klar Brunch sozusagen, ich bin dabei. Gleich. Einen Augenblick und ich "falle" in die Sachen, die noch vor dem Bett liegen. Sie riechen widerlich nach Zigarettenrauch. Ich bin mir aber keiner Schuld bewußt. Moment - indirekt doch! Passiv, wie man so schön sagt. Es war gestern etwas spät geworden, so spät, daß es eigentlich schon wieder früh wurde. Besonders toll war es nicht, aber eben lange, vielleicht eher langweilig, denn kein nettes Erlebnis rettete den Abend. Woran es nur lag? Meine Laune jedenfalls ist nicht besonders, und in Zukunft werde ich wohl Veränderung in anderen Locations suchen. Nach der Geräuschkulisse von eben suchend öffne ich das Fenster. Der November schlägt mir mitten ins Gesicht, naßkalt, grau und greulich. Auch das noch.
Ein Bus fährt brummend vorbei und zieht eine Fahne aus Regenwasser und Schmutz hinter sich her, dann wird es wieder ruhig. Ich erinnere mich auf der Heimfahrt Richtung Bett - nachdem sich den ganzen letzten Abend schon nichts Erfreuliches getan hatte - die ersten Vögel singen gehört zu haben, was mich aber auch nicht so recht froh machte, da es gegen vier war und ahnen ließ, daß der folgende Tag wohl dem Schlafdefizit geopfert werden muß und sonst nicht mehr viel bringen wird. Naja, etwas hat er bereits zweifellos gebracht - schlechtes Wetter!
Die kleine Portion Zynismus tut wie immer gut. Thom und ich verlassen endlich das Studentenwohnheim und treten hinaus in den trüben Novembertag, der unserer Stimmung ähnelt - oder umgekehrt. Chemnitz hat uns wieder! Die kahlen Sträucher triefen vor Nässe, Straßen und Wege sind von Pfützen bedeckt, der Trampelpfad vor dem Haus mit Schlamm. Ein Vorhang feinen Regens hängt zäh in der Luft. Von feuchter Kälte verdrängt, weicht die Benommenheit träge von mir. Häuser und Uni stecken im Nieselregen. Kein Vogel ist zu sehen. Nicht ein einziger, nicht ein winziger! Doch woher kamen die ganzen Geräusche, die meinen unruhigen Halbschlaf prägten?  (weiter...)
 

 
  aus "Paralleluniversale Geschichten" (J. Lipowski, M. Bornitz)  Teil: [1] [2] [3]